Innere Armut – ein Symptom unserer westlichen Welt?

Wir leben in Deutschland und der westlichen Welt in einer Fülle der Dinge, Angebote, Möglichkeiten und Freiheiten wie kaum eine Generation vor uns. Wir sind eingesperrt in ganz eigenen goldenen Käfigen und arbeiten bis zum Umfallen, um unseren Status zu sichern oder ihn gar zu erhöhen. Die Angst vor Statusverlust kreist wie ein Damoklesschwert über uns. Oft auch unbewusst tickt in uns die Zeitbombe der Angst vor dem Sicherheitsverlust. Machen wir uns den Preis für dieses vermeintlich sichere Luxusleben mit all unseren Dingen bewusst? Und ist innere Armut das, woraus sich unser Leiden speist? Schwer auszumachen und oft auch schwer einzugestehen ist die innere Armut, die dieser Überfluss unserer kapitalistischen Welt, unseres Konsumverhaltens mit sich bringt.

Unsere Konsumgesellschaft

Eher gerät gesellschaftlich immer mehr in den Fokus, was diese Konsumgesellschaft und innere Armut mit unserem Ökosystem und unserem Planeten macht. Unser materieller Wohlstand bedroht viele Arten im Tier -und Pflanzenreich. Viele sind dabei auszusterben. Das Klimasystem entgleist. Was macht dieses Wirtschaftssystem jenseits davon mit unserem Lebensglück, unserer Zeit, unseren Kontakten zu unseren Lieben und uns selbst?

Was heißt hier innere Armut? Geht es uns nicht so gut wie nie zuvor?

Dabei  sagen sich viele von uns: „Hab Dich nicht so! Schau einmal in der Dritten Welt oder in die Krisengebiete, was wirkliches Leiden bedeutet. Sieh mal, wie gut es Dir geht gegenüber den Menschen in Afrika, Syrien und anderswo!“ Aber stimmt das? Geht es uns wirklich so gut und unbeschwert mit all den Dingen um uns her?

Es geht uns nicht gut!

Ich meine, dass es uns ganz und gar nicht gut geht. Selbstverständlich auf eine ganz andere Art und Weise als den akut bedrohten Menschen in Syrien oder derzeit auch in der Ukraine. Nicht nur dort leiden Menschen, nicht nur die anderen leiden. Auch wir leiden: an dieser Wohlstandsgesellschaft, unseren Komfortzonen und der inneren Armut, dem Preis, den wir dafür zahlen.

Und dieser Preis ist hoch. Wir ersticken in unseren Dingen, haben keine Zeit mehr, haben im Alltag kaum noch Raum zum Atmen, Fühlen, Wahrnehmen. Wir meinen, diesen nie versiegenden Fluss an Konsum, Unterhaltung und Ablenkung zu brauchen, haben Angst vor der inneren Leere. Bewusst und zum Teil auch unbewusst halten wir unseren inneren Mangel in Schach und lassen ihn nicht spürbar werden. Lieber versinken wir im Handy.

Kennst Du das?

Fragst Du Dich jetzt, wovon ich rede? Findest Du, ich übertreibe und stöhne auf hohem Niveau? Vielleicht denkst Du auch, da spricht eine unglückliche, erfolglose Frau, die ihre Probleme und ihren Mangel in die Welt projiziert, ohne es zu merken. Ich kann Dich beruhigen. So ist es nicht. Ich lebe in Dankbarkeit und bin mir der Fülle bewusst. Und doch spüre ich gleichzeitig eine Sehnsucht. Die Sehnsucht in glückliche, strahlende Augen zu schauen, in ein Gesicht eines in vollen Zügen gelebten Lebens. Kennst Du dieses Leuchten in Gesichtern, die man oft erst in der dritten Welt zu sehen bekommt, trotz aller materiellen Armut? Wie kann das sein?

Was bedeutet innere Armut bzw. Reichtum?

Wenn wir an Armut denken, sind da Bilder von schmutzigen, dünnen Kindern in unseren Köpfen, von ausgemergelten Menschen, arbeitenden Kindern, Obdachlosigkeit u.v.m. Diese Armut ist eindrücklich und sichtbar. Ja, es gibt sie, leider auch noch an viel zu vielen Orten auf dieser Erde, sogar zum Teil auf unseren Straßen. Wir denken dann womöglich, dass hier Geld einzig und allein die Lösung wäre. Die Lösung für ein Dach über dem Kopf, gute Schulbildung, eine gesunde Ernährung. Und ja, da ist auch etwas dran.

Jedoch: Die Dritte Welt macht uns auch vor, dass es im materiellen Mangel auch anders zugehen kann, ja aus der Not heraus, einer Not die ich nicht verharmlosen möchte. Gleichzeitig entsteht hier eine neue Kreativität, die sich u.a. in Tauschhandel und einer Ökonomie des Weiterschenkens, der Reparatur und der Solidarität äußert. Man hält zusammen, braucht sich, hat mehr Kontakt im Namen eines gemeinsamen Ziels, nicht nur in Bezug auf die Bewältigung des Alltags. Man hilft sich.

Interessanterweise beobachten wir auch bei uns, dass im Anblick größter Not (s. Ukraine- und andere Flüchtlingskrisen) die Solidarität, das Mitgefühl und die Unterstützung, der Zusammenhalt wieder aktiviert wird, wo zuvor nur Individualismus und Vereinzelung war

Mein Anliegen: Ein gutes Leben für alle

Es tut weh und berührt mich, immer mehr Menschen in frühen Lebensjahren mit massiven Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Magersucht und Einsamkeitsleiden, innerer Leere und Sinnlosigkeit sowie Burnout in meiner Praxis zu sehen. So jung wie heute waren meine Klient*innen mit essentiellen Lebenskrisen früher nicht. Das dies so ist, führe ich u.a. auf ein falsches Wohlstandsverständnis zurück. Ich plädiere für eine Entmaterialisierung dieses Wohlstandsverständnisses und für dessen Einübung im Alltag.

Wir haben viel zu viel von Unwichtigem

… aber viel zu wenig von Wichtigem wie Zeit, Räume um Talente zu erfahren, inspirierende Kontakte. Wir brauchen ein neues Narrativ für ein gutes Leben, für ein mutiges Leben, dass uns Sinn und Erfüllung in Zugehörigkeit zu anderen bietet, die diese Werte und Interessen mit uns teilen. Wir müssen die Chance nutzen, pro-aktiv ein neues Leben miteinander zu gestalten. Es gilt, sich gemeinsam wieder Zeit zu nehmen und die künstlichen Bedürfnisse in unserem ganz individuellen Leben zu erkennen und zu entmachten.

Auf Wachstumskurs?

Unser ökonomischer Wachstumskurs soll uns zwingen, immer schneller zu rennen, immer mehr zu arbeiten und stets mehr aus dem Tag herauszuholen. All dies fördert die o.g. Symptome und Erkrankungen, die auch physische Krankheit nach sich ziehen. Wir leben in einer Zeitarmut, Naturerlebensarmut, Beziehungsarmut und spirituellen Armut. Der Kontakt zur Natur ist in diesem Zusammenhang zu einem Luxusgut für wenige geworden. Es sind nur noch die reichen und privilegierten Menschen, die Zugriff auf und Zeit für Naturerlebnisse haben.

Es heißt, wir sollen auf alles Mögliche wie Autos, Fleisch,  Flugreisen etc.  verzichten. Aber wir verzichten bereits auf so vieles, das uns nicht mehr bewusst ist, wie z.B. sauberes Wasser in Flüssen, saubere Luft in den Städten zum Atmen, vitalreiche Lebensmittel, Ruhe und Sternenhimmel, eine vielseitige Natur und Tiergeräusche. Ich meine, hier wird aus Profitgründen ein falsches Narrativ propagiert. Wir werden bombardiert mit der Erzählung, dass Konsum Glück bedeutet. Und gleichzeitig wird uns ein schlechtes Gewissen gemacht, dass wir einen zu großen ökologischen Fußabdruck haben, den keine/r von uns alleine auf ein Maß herunter regeln kann, so dass wir mit einer Erde hinkommen. Auch dieses Dilemma lässt uns leiden, zumindest viele von uns.

Unsere Herzen haben Sehnsüchte

All diese o.g. Sehnsüchte von einem gesunden, menschlich-artgerechten Leben kommen in unserem Leben zu kurz. Diese Sehnsüchte möchte ich mit Euch ansteuern, befreien und in Veränderungsprozesse überführen. Ich möchte dazu beitragen wieder unser Herzlicht zu entzünden.

Auch wenn uns allen klar ist, dass o.g. Zwänge und kapitalistische Gegebenheiten systemisch gelagert sind und nicht nur individuell menschliche Probleme widerspiegeln, so bin ich trotz alledem überzeugt, dass es Druck von unten braucht, Druck auf die Wirtschaft, Druck auf die Judikative, Druck auf die Politik, damit sie mutiger werden. Wir müssen neue Geschichten erzählen und ungemütlich werden. Wir müssen der Natur und uns selbst neue Lebens- und Gestaltungsräume geben.

Wann wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?

Wir verwechseln Lebensstandard mit Lebensqualität. Deshalb dürfen wir uns nicht von Statistiken und Zahlen jagen lassen, wie CO2 Zahlen, die den Untergang der Welt prophezeien. Was dazu führt, das wir das Eigentliche übersehen, nämlich die Entfernung von einer menschlichen, ethischen Lebensweise.

Veränderungen sind nicht immer gemütlich und leicht. Sie beinhalten auch Komfortzonen in Frage zu stellen, an ihnen zu rütteln und sie mutig für eine neue und natürlichere Lebensqualität zu verlassen. Vieles, was wir uns derzeit noch ‚gönnen‘ an Kompensationen, ‚Gemütlichkeit‘ und Suchtstrukturen gilt es loszulassen für eine neue, bessere gemeinsame Erfahrung.

Es braucht einen Kulturwandel in der Schule, in der Wirtschaft, in der individuellen Welt jedes/r Einzelnen. Es geht um eine Rückbesinnung auf uns selbst, auf das einfachere, im Sinne von weniger komplexe, Leben, das Zeit und Raum lässt für das kleine Glück, das das Salz in der Suppe des Lebens ausmacht.

Lasst uns gemeinsam den Wandel einleiten

Ich freue mich sehr, wenn ich Dich unter diesem Motto in meinen Gruppen begrüßen darf, wo wir auf Augenhöhe gemeinsam neue Wege gehen wollen. Ich freue mich auf Dich!

Resilienz unterstützt Deine Selbstwirksamkeit  und Gesundheit  stärkt Dein Selbstvertrauen  und Bewusstsein, schafft Klarheit für gute Entscheidungen, führt Dich zu Deinen eigenen Lösungen und Deiner Berufung . Glaub mir! Ich selbst gehe diesen Weg seit vielen Jahren mit wachsender Begeisterung. Teile diesen Beitrag auf den sozialen Medien Deiner Wahl, wenn Du ihn hilfreich findest, damit diese kleine Übung maximalen Nutzen entfaltet. Oder schreib einen Kommentar und steige in die Diskussion ein!
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