Chronisch erschöpft – CFS oder Burnout oder was?

In den letzten Jahren ist kaum ein Thema häufiger in meiner Praxis behandelt worden als die Klage, chronisch erschöpft zu sein. Durch Corona und Long-Covid wird dieses Phänomen endlich medizinisch und in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen. Endlich deshalb, weil auch nach Erkrankungen wie der Grippe, dem Pfeifferschen Drüsenfieber (EBV-Virus), einer Herpes-Infektion oder anderen Viruserkrankungen dieses chronisch erschöpft sein auftreten kann und für viele zum Verhängnis wird. Eine Anerkennung der Erkrankung mit ihren zahlreichen Symptomen und unterschiedlichsten Ausprägungen hat es bisher für diesen Personenkreis noch nicht wirklich gegeben. Daran ändert sich gerade nur zögerlich etwas.

Personen wurden in die Psycho-Ecke gestellt und in der Folge falsch behandelt, da man von einer Erschöpfungsdepression (Burnout) oder einer Angststörung ausging, im besten Falle. Chronisch erschöpft sein, was als CFS oder chronic fatigue syndrome, oder auch postvirales Erschöpfungssyndrom nunmehr bekannter wird, ist laut Schulmedizin derzeit noch nicht heilbar.

Was tun, wenn Du Dich chronisch erschöpft fühlst?

Was kann ich als Betroffene/r für mich tun? Was gilt es zu erkennen? Welche Schlüsse sind zu ziehen für mein Verhalten, meine Selbstfürsorge? Und was bringt Bewegung und Freiräume? Durch welchen inneren Weg, welche innere Haltung kann ich gut mit mir sein, mein Leben neu ordnen und die Symptome hoffentlich bald überwinden?

Burnout und seine Hintergründe

Burnout ist eine psychische Reaktion auf lang andauernde Belastungen. Gemeinsames Symptom mit CFS ist das Gefühl, chronisch erschöpft zu sein, was unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann. Im Gegensatz zu CFS-Patienten gibt es bei Burnout-Betroffenen keine Immunreaktion. Damit treten keine Anzeichen für Infektionen wie geschwollene Lymphknoten u.v.m. auf. Burnout-Patienten erklären sich ihre Erschöpfung ursächlich durch eine berufliche und / oder auch private permanente Überlastung. Eine Großzahl der Betroffenen leiden aber auch an einer Depression als Ursache.

CFS ist eine ursächlich körperliche Erkrankung

Viren, Gifte und Infekte können Auslöser sein, aber auch eine Dauerbelastung des Hormon- und Immunsystems, sich chronisch erschöpft zu fühlen. Die deutlichen Veränderungen in mehreren Zytokinen (Peptide/Proteine von etwa 100–200 Aminosäuren) deuten auf eine deutliche Immunantwort über einen sehr langen Zeitraum hin. Dies wird von Medizinern als erster Beleg für eine organische Ursache des CFS gedeutet. Dabei müssen mindestens vier Kriterien der folgenden über mindestens sechs Monate vorliegen:

  • Halsschmerzen, ggf. mit geschwollenen Lymphknoten
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Typisch sind rheumatische Beschwerden ohne Veränderung im Blutbild oder Schwellungen der Gelenke
  • plötzliche regelmäßige Migräne oder andere bisher unbekannte Kopfschmerzen können ein Anzeichen sein
  • keine Erholung im Schlaf oder zuvor ungekannte Schlafstörungen
  • die Zustandsverschlechterung beginnt nach 24-48 Std. nach einer Anstrengung
  • es zeigen sich erneut Grippesymptome wie Fieber und Mattigkeit nach dem Sport
  • Beeinträchtigung der Konzentration und des Kurzzeitgedächtnisses
  • Wortfindungs- und Lesestörungen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Medikamenten und Chemikalien
  • chronisch erschöpft und müde
  • neue, ständig wechselnde Allergien…

Unterschiede im therapeutischen Ansatz

Die o.g. Unterscheidung vornehmen zu können ist essentiell wichtig, denn die Art der Behandlung geht diametral auseinander. Während beim Burnout-Syndrom eine psychologische Therapie und Ordnungstherapie angezeigt sind, die auch eine neue Alltagsstruktur mit Sport und anderer Aktivierung bereithält, ist eine Überanstrengung z.B. durch Sport beim CFS absolut kontraindiziert. Leistungsgrenzen werden beim CFS meist leider nicht während des Sports verspürt, sondern zeigen sich erst mit zeitlicher Verzögerung an, wenn o.g. Symptome wieder und wieder auftreten und in eine erneute, oft vertiefte Erschöpfung führen. Diese dauert dann tage- bis wochenlang an.

N.B. und bitte nicht missverstehen: Wer ein Long-Covid-Syndrom oder eine schwere Erkrankung am CFS durchmacht, kommt gar nicht mehr vor Schwäche und Erschöpfung aus dem Bett und an Sport ist schon gar nicht zu denken. In diesem Artikel geht es um die leichteren Formen, die aber eine kontinuierliche Genesung vereiteln, da sie eben mehr als sechs Monate auf sich warten lässt und mit dieser Achterbahn der Symptome, und auch mal symptomfreien Zeiten, einhergeht. Die Tücke liegt hier vor allem in der Unberechenbarkeit der körperlichen Belastbarkeit.

Therapie des CFS

Wie bereits erwähnt gilt das CFS derzeit noch als unheilbar, sagt die Schulmedizin. Doch auch aus ärztlicher Sicht werden derzeit Studien und Behandlungsansätze beschritten, die vielversprechende Ergebnisse zeigen. Wer sich hierzu als Betroffene/r informieren und am Ball bleiben möchte, dem/der seien aktuell die Kanäle einiger Fachleute bei YouTube ans Herz gelegt wie Frau Prof. Scheibenbogen (Charité), Dr. med. D. Wiechert, Dr. Weiss u.a.

Ich bin außerdem der Meinung, dass man dieser ‚Unheilbarkeit‘ keine Energie geben darf, sondern individuell schauen sollte, wie man mit dieser Herausforderung umgehen kann und will.

Ein Weg mit den Symptomen

Was nun folgt, ist keine Werbung für meine Arbeit als Heilpraktikerin, selbst wenn ich begleitend mit diesem Klientenkreis arbeite (mit Kinesiologie und Hypnosen, Vitalstofftherapie, Ausleitungsverfahren und psychologischer Begleitung, um mit den Herausforderungen des CFS klar zu kommen). Dies schützt mich nicht vor dem Risiko, selbst evtl. daran erkrankt zu sein. Eine gute Selbstfürsorge in diesen Bereichen kann das Risiko nur verringern. Auch Mediziner oder Heilpraktikerinnen sind nur Menschen.

Ich kann derzeit nicht von einer CFS-Diagnose bei mir sprechen, denn meine schwere Grippeerkrankung liegt noch keine sechs Monate zurück, aber einen gewissen Teil der o.g. Symptome und Charakteristiken kann ich seit dem Zeitpunkt der Überwindung der Grippe nicht ganz von der Hand weisen. Vor dieser Zeit habe ich mich stets topfit gefühlt: Viel Sport, gesunde Ernährung, gezielte Nahrungsergänzung, guter Schlaf und noch viel mehr trugen dazu bei. Jetzt schwanken meine Belastungsgrenzen zeitweise hin und her und sind erst mit zeitlicher Verzögerung wahrnehmbar.

(On-and-off) Chronisch erschöpft

Selbstverständlich bin und bleibe ich an Informationen zum CFS dran und bei meinem gesunden Lebensstil (ohne sportliche Hochleistungen!!!). Parallel werde ich mich von Kolleginnen begleiten lassen. Gott sei Dank kann ich arbeiten und mich versorgen, denn es gibt auch viele gute Tage. Was mich allerdings aktuell beschäftigt, sind Strategien und meine innere Haltung zu dieser herausfordernden Zeit, in der ich mich auf meinen sonst stets gesunden Körper nicht in Gänze verlassen kann. Womit konfrontiert mich dieser Zustand mich zeitweise chronisch erschöpft zu fühlen? Was spült er für mich hoch? Für welche Impulse und neue Bewegungen in meinem Leben kann ich ihn nutzen?

Der Spiegel einer ‚unheilbaren‘ Erkrankung

Zunächst nimmt uns eine sog. ‚unheilbare Erkrankung‘ die vermeintliche Kontrolle über das eigene Leben, in anderen Fällen von lebensverkürzenden Erkrankungen auch des Sterbens. Sie konfrontiert uns mit zahlreichen Fragen nach der Zukunft, mit Ängsten und bisher unbewusst verdrängten Themen. Jegliche Planung oder Perspektive scheint sich zu verbieten, sich in Luft aufzulösen.

  • Wohin geht mein Leben?
  • Welche Sinnhaftigkeit steckt in alldem?
  • Was bricht diese Situation auf?
  • Und was will mir all dies sagen?

Ein möglicher Zugang – eine innere Praxis

Zunächst führt es mich zu der Erfahrung von:

„Dein Wille geschehe“
Sag Ja und akzeptiere den Moment jetzt
Bleib offen für die Räume und Erfahrungen, die bleiben und sich nun eröffnen mögen
Halte nichts fest – bekämpfe nichts in dir
Welche Erkenntnis zeigt sich ganz von selbst, ohne eigenes Zutun?
Welches Verhalten, welche Schritte wollen gegangen werden?
Was dient dem größeren Ganzen wie auch einem selbst?

Dies sind nur meine Sätze, die alle auf das Gleiche deuten. Du hättest sicher noch andere, Deine eigenen. Für mich hat diese Haltung etwas mit Demut und Bedingungslosigkeit zu tun, die ich mal mehr und mal weniger einnehmen kann. Es gelingt einfach mal besser, mal schlechter. Und ich kann mich um diese bemühen, wenn auch nicht festhalten. Dies hat auch etwas Entlastendes, ja geradezu Tröstliches und Tragendes, wenn ich mich einlassen und zulassen kann. In diese Richtung kann ich mich ausrichten und dann meine Schlüsse ziehen.

Diese Erfahrung kann einem zuzeiten erhaben, ja spirituell erscheinen. Und doch hat sie für mich nichts mit der Erreichung von Erleuchtung zu tun. Überhaupt glaube ich nicht an erleuchtete Menschen, die sich permanent und bleibend in diesem Zustand wähnen, weil sie meinen ihn ein für alle Mal erreicht zu haben. Hier meine ich eher die Verirrung eines großen Egos zu erkennen, aber dazu darf jede/r eine eigene Meinung haben.

Was bleibt?

Ich denke die Ehrfurcht vor dem Leben, das viel größer ist als ich und meine kleinen Einsichten in das Große Ganze. Was ich aber tun kann, ist mich ihm immer wieder überlassen, mich hinzugeben und einzulassen auf etwas, das mich erreicht und lenkt, wer weiß, wohin? Deshalb mein Motto:

Say YES and
keep on keeping on, walking your talk!

Alles andere steht nicht in unserer Macht. Und: Wir können uns auf unseren Wege gegenseitig begleiten und sind nicht allein. Alle(s) sind miteinander verbunden. Wie oben so unten. Das bringt uns auf Augenhöhe und Mitgefühl mit anderen und uns selbst, was Wunder bewirken kann. Wie ich immer wieder einmal erfahren darf, auch bei ‚unheilbaren‘ Krankheiten kann ein Wunder geschehen und Heilung wird möglich.

Mögen alle Erschöpften oder auch anders Erkrankten Hoffnung finden, sowie den eigenen Weg finden. Und mögen wir alle lernen uns auch helfen und begleiten zu lassen, denn keine/r von uns geht allein. Wir sind alle verbunden, gleich und als Tropfen im Meer den Wellen ausgesetzt. Aber in jedem Tropfen wohnt auch das Meer mit seinem endlosen Potential, das Wunder vollbringen kann, wenn wir es nur lassen.

Wenn Dich das Thema interessiert, lies hier mehr zu Erschöpfungssyndromen und ihre möglichen Ursachen.