Stress und Druck in besonderen Zeiten begegnen

In meiner Praxis begleite ich viele Menschen, die sich extremem Stress und Druck ausgesetzt fühlen. Einige befürchten derzeit ein baldiges Berufsverbot, andere sind nach fast zwei Jahren Dauereinsatz am Ende ihrer Kräfte. Familienangehörige sprechen nicht mehr miteinander. Freundschaften gehen auseinander. Andere stehen unter Stress und Druck, weil sie panische Ängste vor Spritzen haben, einige befürchten den nächsten Lockdown und den Untergang ihrer beruflichen Existenz. Mancher implodiert fast an seiner Wut auf das andere Lager.

Alte Traumata, Mobbing- und Kindheitserfahrungen werden in uns allen reaktiviert. Viele von uns fühlen sich isoliert mit ihren Problemen. Wie können wir existenziell empfundenen Stress und Druck abbauen? Was machen sie mit uns? Hier ein paar Hinweise…

Wie das Dunkel in Licht wenden?

Stress und Druck bringt unsere dunklen Seiten hervor, lässt uns aufgrund von endlos scheinenden negativen Gedanken nicht mehr schlafen, nur noch klagen, schimpfen oder die Decke über den Kopf ziehen. Ein verängstigter Hund beißt irgendwann aus Notwehr. Das gilt auch für uns Menschen. Wie kommen wir wieder zu mehr Mitgefühl für uns selbst und anderen, Geduld und Freundlichkeit, aber auch Mut und konstruktiven Entscheidungen sowie zielführenden Handlungen? Was können wir tun für eine physisch und psychisch gesunde Gegenwart, für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft?

Stress und Druck reduzieren durch Befriedigung von Bedürfnissen

Jeder Mensch hat essentielle Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Sicherheit, Ruhe, Kontakt, Austausch und Akzeptanz. Vieles von dem wurde in den letzten 1,5 Jahren zeitweise eingeschränkt. Unsere Gefühle sind so etwas wie Wasserstandsanzeiger, inwieweit unsere Bedürfnisse gerade befriedigt werden oder unbeantwortet bleiben. Normalerweise wird der Mensch aktiv, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, doch auch unsere Möglichkeiten dies zu tun wurden zeitweise von außen beschnitten.

Und viele fühlen sich extrem verwirrt und suchen nach Orientierungen. Um uns eine Orientierung zu geben, brauchen wir haltspendende Kontakte, Informationen und Fakten, sowie die Freiheit und das Selbstbewusstsein diese in persönliche Schritte zu lenken. Die allermeisten von uns bemühen sich wohl darum. Nur buhlen – nicht erst seit der Pandemie – sehr unterschiedliche und oft diametral gegenüber liegende Quellen um unsere Zustimmung und Positionierung.

Wie Halt und Orientierung finden?

Gar nicht so einfach, egal wo man steht. Denn die Situation ist komplex und vor allem extrem emotional aufgeladen. Ausschließlich mit Vernunft kommen wir hier nicht weiter. Denn eine Entscheidung gegen den eigenen Bauch fühlt sich nicht wie die eigene an und kann, gegen den eigenen Willen getroffen, Angst auslösen. Aber auch Aggressionen und Besserwisserei sind mögliche Ventile in dieser Situation.

Stress und Druck steigen durch die Reaktivierung traumatischer Erfahrungen

Traumatische Erlebnisse sind Situationen, die wir als für uns selbst oder unsere Liebsten sehr bedrohlich erleben. Unserem Sicherheitsbedürfnis wird nicht Rechnung getragen und wir können uns oder unsere Liebsten nicht vor der Erfahrung schützen. Wir erleben die Situation als eine Gewalt, der wir machtlos ausgeliefert sind. Je nachdem, wie bedrohlich wir eine Situation erleben, gelingt es uns entweder davor zu flüchten, dagegen anzukämpfen oder uns schlussendlich tot zu stellen. Bei einem länger anhaltenden extremen Bedrohungsszenario gelingt es unserer Psyche nur noch zu überleben, indem sie sich mit dem ‚Aggressor‘ solidarisiert.

Alte traumatisch erlebte Erfahrungen werden durch ein ähnliches Bedrohungsempfinden reaktiviert. Dabei kommt es nicht selten zu einem chronischen Stressreaktionsmuster, das auch nach der belastenden Lebenssituation anhält. In der Folge werden wir von unseren Gefühlen zwischen Wut und Ärger, Angst und Panik, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung hin und her geworfen. Dabei kann unser Körper auf unterschiedlichste Weise krank werden und Symptome entwickeln.

Unser Leben verliert gefühlt seinen Sinn, wir können sozial nicht mehr gut für uns und andere sorgen bzw. ruhig kommunizieren. An die Stelle von vormals Mitgefühl und Verständnis treten Schuldzuweisungen. Wir entfalten einen Tunnelblick, werden immer dogmatischer und härter. Kritisches und neugieriges Denken sind uns nicht mehr möglich.

Wie kommen wir aus der Spirale von Stress und Druck heraus?

Viele Fehler wurden gemacht: Von Politikern, Medien, Influencern und Experten. Welche sind also die Alternativen, die uns aus der Polarisierung, Verängstigung und Wut herausführen? Was befreit uns aus der Lagerbildung, hin zu einer gelebten Mitmenschlichkeit und individuellen Zuversicht?

Ich meine, es braucht Wege der Solidarität, der Unterstützung von so vielen Menschen als nur möglich, um wieder Sicherheit, Verbundenheit und Verständnis für möglichst alle von uns zu gewährleisten. Wir müssen wieder miteinander reden, einander zuhören und Mitgefühl für uns selbst und andere aufbringen. Unser aller Bedürfnisse müssen Gehör finden, sich angenommen fühlen, auch wenn wir nicht die gleiche familiäre und kulturelle Vergangenheit teilen. Das verlangt uns etwas ab und ist nicht immer leicht. Besonders wenn man sich selbst bedroht und gemobbt fühlt.

Wir müssen weg von einer ‘Überstimmungskultur‘ hin zu einer ‚Mitgefühls- und Achtsamkeitskultur‘ für jede/n von uns. Zu dieser können wir alle beitragen. Damit unsere Bedürfnisse wieder ernst genommen werden und sich niemand ausgegrenzt fühlt. Dabei sind die ersten und wichtigsten Bedürfnisse für jedermann Sicherheit, Handlungsfreiheit, Verbundenheit und Empathie. Denn diese sind unsere Lebensgrundlage. Ohne sie kommt unser Leben ins Wanken, ist unsere Demokratie in Gefahr.

So viele Menschen wie möglich müssen sich zu sozialem Engagement eingeladen und mitgenommen fühlen bei dem Prozess, einen Weg aus der Krise gemeinsam zu finden. Wir müssen weg von einer Strategie der Machtdemonstration von oben nach unten, hin zu mehr Einbeziehung und Mitbestimmung von unten in die individuellen lokalen Gegebenheiten hinein.

Wir brauchen Vermittler und Mediatorinnen zwischen Geimpften und Impfzweiflerinnen, zwischen Älteren und Jüngeren, zwischen den verschiedenen gut gemeinten Strategien, das Virus ernst zu nehmen und seine Ausbreitung zu bekämpfen. Als psychosomatisch arbeitende Heilpraktikerin kenne ich sehr viele Menschen, die diesem Ziel dienen wollen. Geben wir uns gegenseitig die Chance, Teil einer großen Bewegung zu werden.

Wenn die Batterien verbraucht sind

Und wenn ich das nicht kann, mich klein und allein fühle in diesen Wirren? Dann gib dir selbst Mitgefühl und lass dich unterstützen. Verbinde dich mit anderen ganz persönlich, nicht nur auf sozialen Netzwerken. Lass dich umarmen und halten von deinen Lieben, von Menschen mit echtem Verständnis. Treffe Gleich- aber auch Andersgesinnte  in einem wohlwollenden, geschützten Raum und besprecht eure Möglichkeiten, euch selbst und anderen beizustehen. Zeigt euch mit eurer Angst und Schwäche, statt vermeintlich dominant und besserwisserisch auf einander loszugehen.

Es gibt keinen einzig richtigen Weg, nur so viele Wege wie wir Menschen sind. Jeder und jede von uns zahlt einen  Preis, ist individuell verletzt worden und jetzt herausgefordert. Wir sind Menschen mit unseren Geschichten, unseren Vergangenheiten und Erfahrungen, aber auch Personen mit unseren Stärken und einem mitfühlenden Kern..

Lasst uns zusammenstehen.
Lasst uns einander umarmen in der Not.
Lasst uns zuhören und mitfühlen.
Lass dich berühren. Das hilft.

Es bewirkt mehr als tausend Worte, viel mehr als wir denken. Wenn du magst, melde dich. Ich bin in meiner Praxis für alle Menschen da, egal wo du stehst. Im Heilraum findest du einen geschützten Raum ohne Voraussetzungen oder Vorbehalte. Ich unterstütze dich darin, deine Mitte wiederzufinden, dich rückzuverbinden mit deinem Herzen und deinen Werten. Denn natürlich wollen wir alle dasselbe: Ein gutes und gesundes Leben. Lass nicht zu, dass Angst und Wut deine Seele aufessen.

Fühle dich umarmt!