Burnout und Depressionen II

Kindheitserfahrungen und Persönlichkeitsentwicklung

Die Kindheitserfahrungen bei Burnout und Depressionen unterscheiden sich in entscheidenden Kriterien. Depressive Menschen waren in der Regel Hilflosigkeitserfahrungen ausgesetzt. Ihre Leistungen wurden dabei  ignoriert und nicht anerkannt. Burnout-Patienten hingegen haben sich oft als kompetent und wirksam erlebt. Sie wurden dafür gelobt. Für diese Kompetenz haben sie gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und auszublenden. Ein Unterscheidungsversuch und Selbsttest…

Kindheitserfahrungen bei Burnout

  • Bestätigung und Wertschätzung nur über Leistung
  • Beachtung nur wenn man sich nützlich macht
  • Überforderungen durch die Übernahme von nicht kindgerechten Rollen
  • Kaum Raum für Spiel und Spaß
  • Ignorieren der Bedürfnisse des Kindes
  • Perfektionistische Haltung der Eltern
  • Identität als Leistungserbringer

Als Erwachsener fühlt sich ein solches ehemaliges Kind in seinen Partnerschaften häufig  in der Helferposition wieder. Eine ausgeprägt symbiotische Beziehungsgestaltung ist der Person vertraut und erscheint normal. Eigene Interessen und Bedürfnisse werden zurückgestellt.

Zwischen den Burnout und Depressionen sind bei den verschiedenen Personen die Unterschiede fließend. Wurde wenig bestätigt und viel kritisiert, zeigen Betroffene eher typisch depressive Reaktionen. Gleichzeitig wurden aber Leistung und die Übernahme altersunpassender Aufgaben verlangt. Im Folgenden werden Kindheitserfahrungen von eher klassisch depressiven Menschen beschrieben. Diese können aber auch bei Burnout gefährdeten Personen erlebt worden sein, und umgekehrt.

Kindheitserfahrungen bei Depressionen

  • Botschaften der Eltern wie:  „Alles was du tust, taugt nichts“ / „Lass es, das wird ja doch nichts“
  • Man fühlte sich durch das Leid des Gegenüber trotz allem zum Hilfsangebot animiert
  • Denken des Kindes wie: „Wenn ich nicht helfe, bricht die Person oder die Familie zusammen“
  • Aber auch „Wenn ich bin wie die depressive Mutter, gehöre ich zur Familie.“
  • „Wenn ich nicht helfe, bin ich ein schlechter Mensch“
  • Das Leiden und die Frustration des depressiven Elternteils überträgt sich auf die anderen Familienmitglieder
  • Als Kind konnte man sich nicht abgrenzen, um eigenen Interessen und Bedürfnissen nachzugehen.

Depressive Personen hatten nicht selten mindestens einen depressiven Elternteil. Dieser hat stets gelitten. Als Kind wollte man helfen, aber nichts half der Person oder der Familie. Man scheut dann gerne bewusst oder unbewusst nahe Beziehungen im Erwachsenenalter. Dies geschieht um nicht wieder in den Kindheitsstrudel gerissen zu werden und endlich eigene Interessen zu vertreten. Tiefe Nähe wird als Verstrickung oder gar Erpressungsversuch seitens des Partners empfunden.

Erkenne Deine Muster: Ein Selbsttest

Der hier folgende Selbsttest kann Dir Aufschluss darüber geben, in welche der beiden Richtungen Du eher tendierst. Bist Du eher gefährdet eine klassische Depression oder eine Erschöpfungsdepression (Burnout) zu erleiden? Was sind Deine Haltungen, Grundmotive, Persönlichkeitsmerkmale? Zu welchen der beiden Kategorien findest Du mehr Übereinstimmungen?

Klassische Depressionen – Eine Auswahl

„Was ich auch tue, ich kann die Verhältnisse / meine Lebensbedingungen nicht verändern…“

„Ich bin Opfer  unerfreulicher, anstrengender, lustloser Routinen.“

„Das Leben ist ein nerviges Hamsterrad.“  „Life is a drag.“

„Scheitern kenne ich seit Kindesbeinen.“

„Ich bin nicht gut genug.“

„Ich verdiene es nicht, ….“

„Was kann ich dafür, wenn Beziehungen einfach nicht gelingen.“

„Ich opfere mich für Dich auf, aber Du merkst das noch nicht einmal. Wenigstens ein Danke wäre schön!“

„Bedingt durch die Wirtschaftskrise, habe ich auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.“

„Diese vielen guten Ratschläge machen mich nur noch mutloser.“

„Ich kann nicht mehr.“ statt „Ich will nicht mehr.“

„Du kannst das nicht verstehen. Du hattest es ja immer gut.“

„Ich muss meinen (spirituellen) Weg gehen. Das macht hier alles keinen Sinn.“

„Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Ich habe schon alles versucht.“

„Irgendwie kann mir niemand sagen, warum mir alles immer schief geht.“

„Meine Partnerin / mein Partner denkt auch, ich bin ein Versager.“

Burnout Gefahr – Eine Auswahl

„Ich habe alles im Griff. Man muss nur wollen.“

„Wenn ich es nur richtig anstelle, ist er/sie stolz auf mich ODER wird er/sie mich lieben.“

„Schwierigkeiten sind Herausforderungen, die es zu meistern gilt.“

„Ich muss die Fäden in den Händen halten.“

„Geht nicht, gibt’s nicht!“

„Wenn das geschafft ist, kann ich mich immer noch um mich selbst kümmern.“

„Scheitern ist persönliches Versagen.“

„Krankmachende Umweltbedingungen / Strukturen muss man einfach nur verändern.“

„Wenn ich perfekt bin, kann mir nichts passieren.“

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

„Mit halben Sachen bin ich nicht zufrieden.“

„Es muss getan werden. Und wenn ich es nicht mache, macht es ja keiner.“

„Ich muss mich nur strikt an die Regeln halten / alles nach Vorschrift machen.“

„Das ist wohl meine Schuld. Die anderen schaffen es ja auch.“

„Es gibt für alles eine Lösung.“

„Das bisschen geht schon noch.“

Wir alle brauchen in unserem Leben bestimmte Voraussetzungen, um langfristig motiviert und leistungsfähig zu sein. Dabei müssen einige Grundmotive erfüllt sein. Diese Grundmotive sind individuell gelagert.  So gibt es Menschen, die lieber führen und Verantwortung übernehmen und dafür Risiken eingehen. Andere hingegen haben kein Problem damit sich einzugliedern, z.B.  um sich abgesichert zu fühlen und pünktlich im Büro Schluss machen zu können.  Für die meisten von uns aber ist das hier folgende elementar wichtig.

Was uns vor Burnout und Depressionen schützt

  1. Relevanz: Wir brauchen das Gefühl, einen eigenen Platz und Bedeutung in unserem sozialen System zu haben und für andere wichtig zu sein.
    Versus: „Ob ich da bin oder nicht macht keinen Unterschied.“
  2. Selbständigkeit: Wir haben das Bedürfnis nach Selbstgestaltung und Eigenständigkeit. Die Freiheit, selbst entscheiden zu können und die eigene Autonomie ist uns ein hoher Wert.
    Versus: „Ich handele auf Anweisungen und habe das Gefühl hin und her geschoben zu werden.“
  3. Bewusstheit: Wir möchten die Zusammenhänge erkennen, in denen wir uns bewegen und auch verstehen, wie unsere Arbeit im Gesamtablauf zum Gelingen des Ganzen beiträgt. Wir möchten zudem, dass unser Beitrag von anderen gesehen und geschätzt wird. Und wir möchten wissen, warum und wofür wir etwas tun.
    Versus:  „Ich verstehe nicht, warum und wofür ich das tue.“
  4. Selbstwirksamkeit: Wir brauchen das Gefühl, dass unsere Handlungen etwas bewirken und dass sich unser Engagement lohnt und wir ein Ergebnis sehen.
    Versus: Meine Leistungen werden ignoriert. Wenn ich etwas geschafft / gemacht habe, bekomme ich keine Rückmeldung.“
  5. Identifikation: Wir möchten uns mit dem, was wir tun, identifizieren können. Wenn wir nur etwas tun, weil es uns befohlen wurde, ohne dass wir dazu motiviert sind, wird die Aufgabe doppelt so anstrengend.
    Versus: „Ich tue, was man mir sagt, ohne mich innerlich dafür entschieden zu haben. Ich fühle mich nicht beteiligt, habe mich im schlimmsten Fall innerlich schon verabschiedet.“
  6. Stolz und Akzeptanz: Wir möchten von anderen geachtet und wertgeschätzt werden. Unsere Zugehörigkeit zum System sollte sicher sein.
    Versus: „Ich werde abgewertet und lächerlich gemacht. Fehler werden herausgehoben. Vor anderen werde ich getadelt und herabgewürdigt.“
  7. Rollensicherheit und Identität: Wir möchten wissen, welche Rolle wir im System haben und was von uns erwartet wird (und was nicht von uns erwartet wird). Eine klare Identität gibt uns Sicherheit und Halt.
    Versus: „Ich weiß nicht, wofür ich zuständig bin und wofür nicht. Meine Beziehungen zu anderen sind diffus und ungeklärt.“

Sind diese Voraussetzungen gegeben, sind wir auch in Situationen mit hohem Stress gegen Burnout und klassische Depressionen gut geschützt.

Burnout und Depressionen in der Therapie

In der Behandlung und Therapie ist es elementar wichtig an der Beziehung zu anderen und zu sich selbst anzusetzen. Es braucht Vertrauen, einen geschützt Raum für Gefühle und Authentizität.  Angst, Trauer und auch Wut brauchen ihren Raum und Ausdruck. Abstecher in die Kindheit können dabei nach Aufbau dieser Grundlagen in vielen Fällen notwendig sein. Sie müssen allerdings nicht in eine langwierige tiefenpsychologische Therapie münden.

Ich arbeite seit vielen Jahren an individuellen Formen von Depressionen, Burnout-Gefährdung, Ängsten und Zwängen meiner Klienten. In meiner ganzheitlichen Praxis bekommen auch die damit verbundenen Körpersymptome und Erkrankungen Aufmerksamkeit. Wir wenden uns gemeinsam sowohl diesen als auch der Psyche und Seele, sowie den eigenen Gedanken zu, die scheinbar in eine Sackgasse geführt haben.

Meist ist es eine gute Idee, nicht zu lange mit einer Therapie oder Begleitung zu warten. Es sollte bei den ersten Anzeichen von chronischer Überlastung, Erschöpfung und z.B. Schlafstörungen gehandelt werden. Denn bei der Burnout-Gefährdung, aber auch bei der Depression, sind viele Abwehrmechanismen und unbewusste Verdrängungsmuster am Werk.

Kinesiologie, Hypnose, Aufstellungen und systemische Therapie gehen dabei mit naturheilkundlichen Verfahren Hand in Hand. Jede Person wird von mir individuell betrachtet und braucht die eigenen Wege aus dem Problem, die bereits in der Person selbst bereit liegen. Wir können vieles verändern, auch die emotionale Wucht der Vergangenheit. Für dies und das was nötig ist, bin ich gerne an Deiner Seite.

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